
Was ist der AK-Chancen-Index?
Seit Jahren plädieren internationale Organisationen, wie die OECD und nationale Bildungsexpert:innenfür die Einführung einer bedarfsorientierten Schulfinanzierung in Österreich.
Schule gerecht finanzieren
Schulen, die vor größeren Herausforderungen stehen, um ihren Schüler:innen ein gutes Lernumfeld zu gewährleisten und damit jedes Kind richtig zu fördern, sollen finanziell stärker unterstützt werden, um damit Nachteile ausgleichen zu können. Wie eine „bedarfsorientierte Schulfinanzierung“ für Österreich konkret aussehen könnte, sehen Sie hier:
Der AK-Chancen-Index ist ein Modell für eine gerechte, transparente und bedarfsorientierte Schulfinanzierung, um das Angebot der Schule genau an die Bedürfnisse der Schüler:innen anzupassen. Er zeigt, unter welchen Bedingungen jede einzelne Schule arbeitet – und welche zusätzlichen Mittel sie braucht, um allen Schüler:innen eine faire Chance zu ermöglichen.
Solide Basisfinanzierung
Das Grundprinzip ist eine solide Basisfinanzierung für alle Standorte, für Schulen mit größeren Herausforderungen gibt es aber zusätzliche Mittel entsprechend des jeweiligen Indexwerts der Schule. So können Schulen mit vielen Schüler:innen, die großen Förderbedarf haben, strukturelle Ungleichheiten durch mehr Förderangebote, pädagogisches Unterstützungspersonal, administrative Supportstrukturen etc. ausgleichen.
Dabei werden die durch den AK-Chancen-Index vergebenen Zusatzmittel mit aktiver Schulentwicklung und pädagogischer Freiheit der Standorte verknüpft, um eine nachhaltige Weiterentwicklung zu gewährleisten.
Orientiert an internationalen Beispielen sogenannter „sozialindizierter Mittelverteilung“ besteht das AK-Chancen-Index-Modell aus einer bislang fehlenden gerechten und transparenten Basis-Finanzierung für alle Schulstandorte. In einem ersten Schritt erhalten alle Standorte eine definierte Basisfinanzierung basierend auf der realen Anzahl der Schüler:innen und den im Lehrplan vorgesehenen Unterrichtsstunden pro Schulstufe. Die Basismittel beinhalten administrative Personalressourcen und individuell anfallende Zusatzaufgaben an Schulstandorten, wie z.B. Abbau von Lernschwächen, Legasthenie oder Verhaltensauffälligkeiten.
Zusätzliche finanzielle Mittel
Im zweiten Schritt sind für Schulen mit großen Herausforderungen zusätzliche finanzielle Mittel vorgesehen. Schulen mit vielen Schüler:innen, die großen Förderbedarf haben, können damit strukturellen Ungleichheiten über mehr Förderangebote, pädagogisches Unterstützungspersonal, administrative Supportstrukturen entgegenwirken. Zur Verteilung dieser Zusatzmittel wurde unter Einbeziehung internationaler Erfahrungen eine schlanke und einfach nachvollziehbare Berechnungsformel entwickelt.
Als wichtigster Faktor für die Berechnung wird der Bildungsstand der Eltern herangezogen und als zweiter, etwas geringer gewichteter Faktor, die Umgangssprache der Schüler:innen (d.h. ob primär Deutsch oder eine andere Sprache im Elternhaus gesprochen wird). Beide Indikatoren sind wesentliche Faktoren für Bildungsbenachteiligungen im österreichischen Schulsystem. Mit diesen beiden Indikatoren werden dann Einzelwerte für jede/n Schüler:in berechnet, die anschließend auf Schulstandortebene aggregiert (Mittelwert der Schüler:innenwerte) und in sieben Stufen unterteilt werden.
Je nach Indexstufe bekommen die Schulstandorte zusätzliche Ressourcen:
- Stufe 7: Einer Schule auf Stufe 7 stehen zusätzliche Mittel zu 100% zur Verfügung, da der Förderbedarf als besonders hoch eingeschätzt wird.
- Stufe 6: Ein Schulstandort auf Stufe 6 erhält 75% der zur Verfügung stehenden Maximalsumme.
- Stufe 5 und 4: Schulstandorte auf Stufe 5 und 4 erhalten 50% bzw. 25%.
- Stufe 3 und 2: Schulstandorte auf Stufe 3 und Stufe 2 erhalten aufgrund des geringeren Grads der Herausforderung einen niedrigeren Anteil (12,5% bzw. 6,25%).
- Stufe 1: Schulen der Stufe 1 werden keine zusätzlichen Mittel zugeteilt, da die Basisfinanzierung als ausreichend einstuft wird und hier keine Benachteiligung mit zusätzlichen Mitteln ausgeglichen werden muss.

Was würde ein AK-Chance-Index für Österreich kosten?
Fakt ist: Das, was wir heute von einer Schule und ihren Schüler:innen erwarten (erreichen von Lernzielen, aber auch die zusätzlichen Kompetenzen, die heute gefragt sind) sind mit den finanziellen Mitteln von gestern nicht mehr erreichbar - vor allem nicht an Schulen in kritischer Lage.
Die Einführung eines flächendeckenden AK-Chancen-Index ist dringend notwendig. Ein erster wichtiger Schritt ist es, mit den höchstbelasteten Schulen zu starten.
Die ursprünglichen Budgetschätzungen des Modells wurden an die Inflationsentwicklung bis 2025 angepasst: Für den Ausgleich von Herausforderungen unter Pflichtschulen würde es laut AK-Berechnungen rd. 440 Mio € pro Jahr benötigen (250 Mio € für Volksschulen; 190 Mio € für Mittelschulen). Dabei muss es sich um zusätzliche finanzielle Mittel vom Bund handeln, denn der zusätzliche Bedarf kann nicht aus dem bestehenden System heraus finanziert werden.
Neben den pädagogischen Vorteilen zeigt sich auch eine klare wirtschaftliche Rentabilität. Die Investitionen in der Sekundarstufe würden sich bereits innerhalb von vier bis acht Jahren rentieren und die Ausgaben übersteigen. Dabei sind zusätzliche positive fiskalische Effekte, sowie eine höhere Erwerbstätigenquote infolge sinkender Schulabbruchraten in diesem Szenario noch nicht berücksichtigt.
Blog
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